Das digital vernetzte, intelligente Zuhause, das „Smart Home“, ist längst keine Vision mehr, sondern inzwischen vielfach gebaute Realität – Tendenz steigend. Und die faszinierenden Möglichkeiten, die die digitale Steuerung der Haustechnik bietet, finden immer mehr Interessenten: 25-mal so häufig wie noch vor fünf Jahren wird heute der Begriff „Smart Home“ über die Suchmaschine Google gesucht.1 Dennoch ist das „intelligente Heim“ nach wie vor kein Massenphänomen – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Zeit für eine Momentaufnahme, die der Frage nachgeht: Wo steht das „Smart Home“ heute?
Die Heizung schon auf dem Heimweg aufdrehen, die HiFi-Anlage per Sprachsteuerung bedienen, von unterwegs sehen, wer gerade an der Haustür geklingelt hat: Was vor nicht allzu langer Zeit noch nach wilder Fiktion klang, ist heute technisch ohne weiteres machbar. Dabei geht es nicht nur um die Fernsteuerung bestimmter haustechnischer Funktionen per Smartphone, sondern auch um künstliche Intelligenz (KI) in den eigenen vier Wänden. Dank selbstlernender Algorithmen ist sie bereits so weit, dass Geräte und Anlagen – ähnlich wie im selbstfahrenden Auto – eigene Entscheidungen treffen können: etwa die Beleuchtungsstärke in einem Raum zu reduzieren, wenn dort der Tageslichteintrag zunimmt. Was also macht ein Haus oder eine Wohnung tatsächlich intelligent?
Aufklärungsarbeit tut not Schauen wir uns einfach einmal die gebaute Wirklichkeit an. Die aktuell prominentesten Anwendungen im intelligenten Zuhause sind mit Sensorik versehene, automatisiert gesteuerte Heizungen, Lüftungen, Türschlosssysteme, Fenster, Markisen, Jalousien und Beleuchtungssysteme. Dies deckt sich mit der „Smart Home“-Definition als ein „informations- und sensortechnisch aufgerüstetes, in sich selbst und nach außen hin vernetztes Zuhause“ 2, wie sie das „Gabler Wirtschaftslexikon“ anbietet. Aber macht die Möglichkeit, um ein praktisches Beispiel zu nehmen, das heimische Dusch-WC über eine Smartphone-App zu bedienen und dort voreingestellte Programme abzurufen, das Produkt schon „smart“? Oder können wir ihm erst eine gewisse Intelligenz zuschreiben, wenn es über in die Keramik eingebrannte Sensoren den Verschmutzungsgrad erkennt und das Spülvolumen entsprechend anpasst? Die Fragen zeigen: Eine klare Differenzierung, was sich „smart“ nennen darf und was nicht, gibt es derzeit nicht. „Dass heute das schmucke Etikett ‚Smart Home’ an vielen technischen Spielereien klebt, die keinen echten Beitrag zur abgestimmten Vernetzung des Hauses leisten und wenig Mehrwerte liefern, sorgt bei vielen Verbrauchern für Unsicherheit und Zurückhaltung“, sagt Gira Geschäftsführer Christian Feltgen, um das Unternehmen in die Pflicht zu nehmen: „Wir müssen bessere Aufklärungsarbeit machen.“ Um den Menschen die Vorteile eines „Smart Home“ näher zu bringen, sind transparente, einfach nachvollziehbare Erläuterungen und Hilfestellungen von großer Bedeutung. Aktuell gehen Anbieter laut Befragungen zu sehr auf technische Möglichkeiten und Features, aber zu wenig auf bestehende Wünsche und Fragen ein.